laut.de-Kritik

Immer feste drauf auf die Büchse der Pandora!

Review von

"It's the truth: I fuckin' love this band. They are the best band ever. Period." Gleich zu Beginn von "Branded" reißen sich Dope D.O.D einen ganzen Strauß Vorschusslorbeeren mit der Wurzel aus. An Großmäuligkeit, im Rap-Geschäft eine überaus taugliche Tugend, mangelt es nicht. Recht so.

Die Niederlande profilierten sich bisher nicht gerade als Export-Weltmeister für derbsten Haudrauf-Hip Hop. Mit dieser Crew stellen unsere Nachbarn nun aber Gestalten auf den Plan, die den Deckel von "Pandora's Box" nicht etwa vorsichtig lüften. Nö, Dopey Rotten, Skits Vicious und Jay Reaper schlagen die randvolle Unheils-Büchse gleich kurz und klein.

"When I busted my first rap the whole planet shifted." Nichts geht über gesundes Selbstbewusstsein. Besondere technische Raffinesse in Flow und Reimen fahren die drei Rapper zwar nicht auf, machen diesen Mangel aber mit Biss und amtlicher Hardcore-Attitüde mehr als wett. Insbesondere Skits' kratzige Stimme wirkt, als klopfe er einem schwungvoll ein Vierkantholz in den Gehörgang.

Kein Wunder, dass Korn und Limp Bizkit sich diese Typen ins Vorprogramm luden: Dope D.O.D.s Variante von Hip Hop birgt erhebliches Crossover-Potenzial. Die atmosphärischen, durch und durch finsteren Kulissen dürften die eventuellen Berührungsängste so manchen Gitarrenmusik-Jüngers endgültig pulverisieren.

Fans von Horrorfilmen fühlen sich im Klanguniversum von Dope D.O.D. ohnehin zu Hause. Es herrscht feuchtkalte Grabesstimmung. Gespenstische Stimmen wabern vorbei. Elektrisches Knistern zerrt an jedem Nervenende, als habe man sich in den Soundtrack von "Eraserhead" verirrt. Reichlich Hall, Scratches und monströse Dubstep-Bässe erledigen den Rest.

Selbst einlullend melodische Klaviertöne wie in "Real Gods" bergen einen schrillen Unterton. Das Böse, das von Beginn an schier greifbar in der Luft liegt, bricht sich mit Wucht gemeinsam mit dem Rap Bahn. Das aus Streicher-Fetzen zusammengeloopte "Combat" wirkt, als sei es beim "Texas Chain Saw Massacre" in Leatherface' triefendem Keller abgefallen.

Ähnlich unbarmherzig rechnen die drei Rapper mit der Konkurrenz ab: "Their throats get cut to the sounds of my samples." Die Frage, die sich angesichts mancher verkaufszahlenträchtiger Verirrung zuweilen aufdrängt - "What happened to rap?" - beantworten Dope D.O.D. wiederholt mit der verbalen Klinge.

Sean Price, der auf eine Runde "Psychosis" vorbei schaut, erteilt gut gemeinten Rat: "When the force spit: Go away in peace." Macht das mal besser. Ehe sich die "Gatekeepers" per "Mothership" wieder in andere Dimensionen verabschieden, haben sie mit den drei Ausrufezeichen aus "Blaow!!!!" längst das Trommelfell perforiert.

Rauchschwaden-geschwängerte Melodiefragmente in "Candy Flipping" und der wärmere, angefunkte Sound von "Slowmotion" sorgen für dringend nötige Atempausen in der ansonsten herrschenden akustischen Dauerschwärze. Deren Monotonie bringt aber ungeheuere Eindringlichkeit mit sich.

"We branded our name on the planet" - das vielleicht noch nicht. Aber in Hip Hops düsteren Nischen haben sich Dope D.O.D. längst häuslich eingerichtet. "If you keep flowin' then success will come", orakelt "Slowmotion". Nur zu! Das Genre verträgt durchaus noch das eine oder andere saftige Gemetzel.

Trackliste

  1. 1. Branded
  2. 2. What Happened
  3. 3. The Island
  4. 4. Read Gods
  5. 5. Combust
  6. 6. Ghost And The Darkness
  7. 7. Redrum
  8. 8. Psychosis feat. Sean Price
  9. 9. Slowmotion
  10. 10. Cosmosis Jones
  11. 11. Pandora's Box
  12. 12. Witness The Crispness
  13. 13. Gatekeepers
  14. 14. Candy Flipping
  15. 15. Blaow!!!
  16. 16. Mothership
  17. 17. Dark Age

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