laut.de-Kritik

Lo-Fi muss Charme haben!

Review von

Irgendwo im bayrischen Ingolstadt sitzt Michael Elektrich und macht Musik, so lo-fi wie möglich. Das ist ja eigentlich ganz nett und auch gerne gesehen. Aber Lo-Fi muss Charme haben. Und davon hat Elektrich leider nicht genug.

Elektrich hat nicht nur einen blöden Namen, sondern auch ziemlich viele blöde Songs. Und da liegt die Betonung ganz klar auf 'viele'. Der Jungspund mit 22 Jahren trällert sich durch absolute Lo-Fi-Nummern mit ihm und seiner leisen Schrammel-Gitarre, wird hier und da (z.B. "Die kommenden Tage") mit spärlicher Schlagzeug-Unterstützung auch etwas lauter oder packt gerne ein paar elektronische Tönchen unter das Ganze. Auf zwölf Songs wird das dann leider alles so viel, dass man am Ende nicht so recht weiß, was man gerade eben gehört hat.

Es muss nicht immer alles perfekt klingen, aber die Songs sollten wenigstens so etwas wie einen Rahmen haben. Das ist bei Elektrich leider nicht so oft der Fall, sondern er läuft ohne Ziel und ohne Ansatz oft einfach irgendwohin. Auf einmal taucht ein Refrain auf, dann wird instrumental losgeschrammelt, dann geht es plötzlich wieder in eine ganz andere Richtung. Dabei verliert man ziemlich oft den Überblick.

Normalerweise sind fragmentarischen Songs ja gar nicht schlimm, aber dann sind sie immer passend. Passend zur Platte. Passend zur Band. Passend zu irgendetwas. Bei Elektrich bleibt vieles aber leider zu oft einfach lose in der Luft.

Denn Elektrichs Album hat keine erkennbare Linie, die doch gerade für ein Debüt-Album so wichtig ist, um sich der Welt zu präsentieren und um Wiedererkennungswert zu erzeugen. Und ganz wichtig: bei dem ganzen Durcheinander will einfach keine Liebe zu seinem Dilletantismus/Lagerfeuer-Schrammel-Sound aufkommen.

Lieber Michael Elektrich, bitte mach nicht aus jeder Idee einen Song, feil ein bisschen daran, wie du deine Texte zu Melodien machst, sing nicht auf deutsch und auf englischdeutsch, und überleg mal, was du wirklich willst. Dann würde ich mich wirklich auf ein zweites Album freuen.

Trackliste

  1. 1. The milkman, hit by winging electronics
  2. 2. Die kommenden Tage
  3. 3. s/w
  4. 4. The man who doesn't know nothing
  5. 5. Nennen wir's seriös
  6. 6. Voice of radio
  7. 7. Hier kommt der
  8. 8. Fließbandarbeiter
  9. 9. Ich sag jetzt einfach gar nichts mehr
  10. 10. s.p.q.r.

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Michael Elektrich

Ingolstadt ist nicht gerade "the place to be". Michael Elektrich scheint sich daraus aber zum Glück nichts zu machen. Weit weg von Trends und verrückten …

Noch keine Kommentare