laut.de-Kritik

Ein Glam-Metal-Comeback, das nur teilweise überzeugt.

Review von

Beinahe ein ganzes Jahrzehnt lang hörte man den Namen Wig Wam nur noch wenn es um die Berichterstattung von zusammengewürfelten Supergroup-Projekten wie Nordic Beast und Ammuntion ging. Nun sind die Norweger mit dem Faible für pompös aufbereitete Glam-Rock-Kost aber wieder zurück.

Mit ihrem Comeback-Album "Never Say Die" wollen Wig Wam an weit zurückliegende Erfolge anknüpfen. Und in der Tat: Nach dem keyboardlastigen Intro legen Wig Wam mit dem Titeltrack auch gleich los wie die Feuerwehr. Schnell werden Erinnerungen wach an die einstige Hit-Single "In My Dreams", mit der Wig Wam im Jahr 2005 nicht nur beim Eurovision Song Contest in Kiew viel Aufsehen erregten.

Das anschließende "Hypnotized" unterstreicht die größte Veränderung zu vergangenen Veröffentlichungen. Wig Wam präsentieren sich im Jahr 2021 mehr dem Metal als dem Hardrock zugewandt.

Auch wenn das Songwriting, die Harmonien und die pompös inszenierten Refrains immer noch an Bands wie Poison, Winger, Bon Jovi und Ratt erinnern, präsentiert sich die Instrumentierung doch um einiges härter und rifflastiger als noch zu "Non Stop Rock'n'Roll"- und "Wall Street"-Zeiten.

Der wuchtige Sound steht der Band aber gut zu Gesicht. Nach der ebenfalls feurigen Metal-Rock-Mixtur "Shadows Of Eternity" schieben Wig Wam mit dem hymnenhaften "Kilimanjaro" einen lupenreinen Hit-Kandidaten hinterher. Hier dauert es keine Minute, bis die Glam-Metal-Community geschlossen die Fäuste in die Luft reckt und lauthals mitsingt.

Die steil nach oben führende Formkurve bekommt dann aber mit dem halbgaren Filler "Where Does It Hurt" den ersten Knick. Mystisch angehauchte Riff-Kost ohne Würze zündet genauso wenig wie polarisierender Schmalz ohne Tiefgang ("My Kaleidoscope Ark").

Leider erholt sich die Band nicht mehr vom Bruch im Mittelteil. Mal abgesehen vom mit abgedämpften Powerchords gespickten "Call Of The Wild" bleibt kein weiterer Song mehr so richtig hängen.

Und so plätschert ein zu Beginn noch vor Energie und Spielfreude strotzendes Glam-Metal-Album irgendwann nur noch so dahin, was wirklich schade ist. Mit ein bisschen mehr Leidenschaft und Elan hätten Wig Wam ein riesengroßes Comeback-Feuerwerk zünden können. So bleibt unterm Strich nicht mehr als eine solide Wiederkehr mit viel Licht und Schatten.

Trackliste

  1. 1. The Second Crusade
  2. 2. Never Say Die
  3. 3. Hypnotized
  4. 4. Shadows Of Eternity
  5. 5. Kilimanjaro
  6. 6. Where Does It Hurt
  7. 7. My Kaleidoscope Ark
  8. 8. Dirty Little Secret
  9. 9. Call Of The Wild
  10. 10. Northbound
  11. 11. Hard Love
  12. 12. Silver Lining

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Wig Wam

Federboa, Bandana, hautenge Leggins und laute Stromgitarren: Vielleicht nicht ganz so bunt und schrill wie die Kollegen von Steel Panther, aber stylisch …

1 Kommentar

  • Vor 3 Jahren

    Hab die mal als Vorgruppe gesehen. Waren durchaus unterhaltsam mit kurzweiligen Ohrwürmern, wenn auch nicht überragend. Aber um Welten besser als diese Kaspertruppen um Steel Panther, deren Gag nach dem ersten, durchaus originellen Album auserzählt war und die sich jetzt selbst viel zu ernst nehmen.